„Wir sehen uns als Botschafter für Malaysia hier in Deutschland”

Vor rund vier Jahren lernten sich Chris Krebs und Todd Lewis in Köln kennen. Heute führen sie zusammen ein malaysisches Restaurant und haben eine ganze Markenwelt rund um die malaysische Küche aufgebaut. Sie sehen sich als Botschafter für Malaysia in Deutschland und haben für die Zukunft große Visionen. Tourism Malaysia hat bei „Abang Toto’s“ in Köln Platz genommen und nachgefragt.

TM: Erzählt doch einmal ein bisschen von euch. Wo kommt ihr her und was ist eure Geschichte?

Chris: Ich bin Chris, der kulinarische Chef von Abang Toto‘s. Aufgewachsen bin ich in der Schweiz, meine Mutter stammt ursprünglich aus Malaysia. Meine Familie in Malaysia kommt aus dem Bundesstaat Negeri Sembilan, im Westen der malaysischen Halbinsel, aus der Stadt Kuala Pilah. In der Stadt wohnen rund 60.000 Menschen. Das Haus meiner Großmutter, in dem ich viel Zeit verbracht habe, steht allerdings in einem typischen „Kampong“ außerhalb der Stadt. Das Dorf grenzt direkt an den Dschungel. Von der offenen Küche kann man in den Dschungel und die umliegenden Plantagen sehen. Das hat mich bereits als Kind sehr inspiriert und ist mir immer in guter Erinnerung geblieben. Während meinen Schulferien verbrachte ich immer viel Zeit in Malaysia, war eigentlich jedes Jahr dort zu Besuch. Ich habe eine große Familie in Malaysia, daher hat mich mein malaysischer Hintergrund immer stark geprägt und beeinflusst.

In der Schweiz bin ich ganz klassisch aufgewachsen, meine Mutter hat mich zu Hause großgezogen und mein Vater war die meiste Zeit auf der Arbeit. Ich kann also wirklich sagen, dass ich hauptsächlich in einem malaysischen Umfeld aufgewachsen bin (lacht).

Todd: Ich bin Todd und in Phoenix, Arizona, in den USA aufgewachsen und kümmere mich hauptsächlich um das Thema Marketing bei Abang Toto’s. Ich erinnere mich noch, dass ich in meiner Kindheit mit meinen Eltern und mit meinen beiden Brüdern viel verreist bin. Meine Mama arbeitete in der Tourismusbranche.

Nach meiner Schulzeit besuchte ich eine Business School und machte meinen Master of Business Administration. Dann bin ich ins Marketing und in die Softwarebranche eingestiegen, und das habe ich etwa 20-25 Jahre lang gemacht. Während dieser Zeit lebte ich in verschiedenen Städten auf der Welt, unter anderem über 10 Jahre in Australien.

Vor sechs Jahren bin ich dann nach Köln gezogen und habe zuletzt remote für ein großes amerikanisches Softwareunternehmen gearbeitet. Vor etwa vier Jahren trennten sich dann unsere Wege und ich war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Dann habe ich Chris kennengelernt.

TM: Hat das Thema Essen und Kulinarik in eurem Leben schon immer eine große Rolle gespielt?

Chris: Meine Mutter, meine Tanten und meine Oma haben immer viel frisch zu Hause gekocht. Die Gerüche haben mich schon als Kind fasziniert. Meine Freunde oder Cousins haben sich nie viel für die Küche interessiert, aber das hat mich nicht davon abgehalten, zu schauen, was meine Mutter und Tanten kochen und zubereiten. Seitdem war für mich klar, dass ich Koch werden wollte.

Meine ersten Erfahrungen in einer professionellen Küche habe ich mit 16 Jahren gemacht. Jetzt bin ich 43, koche also schon seit über 27 Jahren. Ich mag die langen Arbeitszeiten und das Adrenalin, das mit den Routinen in der Küche einhergeht. Und natürlich gibt es immer etwas zu essen (lacht). Zunächst habe die malaysische Küche aber als nicht so interessant angesehen, weil sie für mich quasi selbstverständlich war. Also entschied ich mich für den klassischen Weg, indem ich eine Ausbildung zum Koch machte. Ich bin um die Welt gereist, um mit vielen bekannten Köchen zu arbeiten.

Irgendwann bin ich nach Malaysia gegangen, um dort einer gehobenen Küche zu kochen. Das war für mich sehr interessant, weil es gar nicht viel mit der traditionellen malaysischen Küche zu tun hatte (lacht). Als dann meine Mutter starb, wurde mir plötzlich klar, dass alles, was ich von ihr gelernt habe, nicht verloren gehen darf und dass ich es mit allen teilen möchte. Mir wurde es zur Herzensangelegenheit, das Erbe meiner Mutter und Großmutter zu bewahren.

Todd: Auch ich habe bereits früh eine Leidenschaft für das Thema Essen und Kulinarik entwickelt. Schon auf den Reisen in meiner Kindheit habe ich Restaurants auf aller Welt und viele verschiedene Küchen und Geschmäcker kennengelernt. Bereits als Kind habe ich also immer gern gegessen (lacht). Die Kultur und die Speisen der verschiedenen Länder haben mich immer sehr interessiert. Ich war nie auf der Suche nach einem schicken Lokal, sondern nach Orten, an denen man die Präsenz und Aura des Besitzers spüren konnte und authentisch gekocht wurde. Als Unternehmer hat mir das schon immer gut gefallen und ich dachte mir oft: „Oh, das könnte ich auch einmal machen“.

TM: Und wie kam es schließlich dazu, dass sich eure Wege gekreuzt haben? Wie habt ihr euch kennengelernt?

Todd: Wir sind uns zum ersten Mal in Köln über den Weg gelaufen, wo wir praktisch Nachbarn waren. In dieser Zeit dachte ich als Unternehmer bereits oft darüber nach, wie ich in die Lebensmittelbranche einsteigen könnte. Wir hatten einige erste Gespräche und tauschten unsere Ideen aus. Schon bevor ich Chris kennenlernte, hatte ich während meiner Zeit in Australien eine Vorliebe für die malaysische Küche entwickelt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mein erstes malaysisches Gericht probiert habe, nämlich Laksa. Ich war quasi direkt süchtig danach (lacht). Es war völlig anders als alles, was ich bis dahin gegessen habe.

Als wir also über verschiedene Konzepte gesprochen haben, hat uns beiden das malaysische direkt gut gefallen, nicht nur weil das Essen fantastisch ist. Von da an haben wir die Idee weiterentwickelt. Unser Unternehmen haben wir schließlich am Malaysia Day 2019 gegründet, also im September.  

TM: Was bedeutet Abang Toto’s und wie würdet ihr euer Konzept beschreiben?

Chris: Es bedeutet „Bruder Toto“. Wenn man in Malaysia jemanden anspricht, gibt man ihm immer einen Titel. Bei mir und meinen Cousins und Cousinen ist es zum Beispiel so, dass man sich entweder „älterer“ oder „jüngerer“ Bruder nennt. „Abang“ ist der ältere Bruder, also nennen mich all meine jüngeren Cousins „Abang“. Und mein Spitzname ist Toto. In Malaysia hat jeder einen Spitznamen, da es viele Leute mit gleichen Namen gibt.

Mit unserer Marke „Abang Toto’s“ repräsentieren wir kurz gesagt die original malaysische Küche. Und das als eine der wenigen in Deutschland. Unser ganzes Konzept basiert auf 3 Säulen: Küche, Bildung und Produkte. Darauf sind all unsere Angebote aufgebaut. Dazu gehört vor allem auch die ursprüngliche und charakteristische Atmosphäre, die ein malaysisches Restaurant mit sich bringt. Ein Teil unserer Arbeit als Malaysia-Botschafter besteht auch darin, Produkte aus Malaysia wie Soßen und Gewürze anzubieten. Wir haben ein paar eigene Produkte, die wir selbst herstellen, alle anderen Produkte gibt es seit jeher in Malaysia zu kaufen und wir machen sie in Deutschland verfügbar. Kunden können die Produkte in unserem Deli kaufen oder sie online auf unserer Website bestellen. Wir informieren unsere Fans und Follower auch über die sozialen Medien über die malaysische Küche. Wir haben zum Beispiel viele Kochvideos und Rezepte auf unserer Website eingebunden. Oder sie kommen direkt in unser Restaurant und probieren unsere Gerichte live vor Ort oder nehmen an Kochkursen teil, die wir bald anfangen möchten.

Todd: Damals, als wir gestartet sind, hatten wir einen „Supper Club“, veranstalteten verschiedene Pop-up-Events und machten Catering. Wir hatten auch vor, ein Restaurant zu eröffnen, doch dann hat die COVID-19-Pandemie begonnen. Während der Pandemie und dem Lockdown haben wir also einen Bestellservice eingerichtet und lieferten rund viermal pro Monat. Immer in verschiedene Stadtteile von Köln.

Vor rund einem Monat konnten wir dann endlich unser Deli eröffnen. Ein physischer Ort, an dem sich Menschen treffen können. Es ist sehr zwanglos und entspannt. Wir wollen damit ein authentisches Restaurant-Erlebnis wie in Malaysia ermöglichen. Unser malaysisches Catering bieten wir nach wie vor an.

TM: Welche Gerichte werden in eurem Deli gekocht und wie reagieren die Gäste auf die Speisen?

Chris: Uns ist es wichtig, dass sich unsere Karte auf wenige Klassiker beschränkt. Natürlich bieten wir das malaysische Nationalgericht Nasi Lemak an. Außerdem kochen wir Rendang, ein typisch Fleisch- und Schmorgericht. Eine Besonderheit ist, dass wir Rendang auch in einer veganen Variante mit Jackfruit anbieten. Das ist in Malaysia nicht üblich, kommt aber bei unseren Gästen in Deutschland sehr gut an. Auch Laksa, eine Suppe auf Kokosmilchbasis, darf nicht fehlen. Was bei den deutschen Gästen außerdem sehr beliebt ist, ist unsere Erdnusssoße (lacht). Wir servieren gegrilltes Hähnchen mit Erdnusssoße oder verschiedenen anderen Soßen. Auch Mee Goreng und Nasi Goreng sind echte Klassiker auf unserer Karte. Wir haben gerade ganz neu ein gelbes Curry eingeführt, das von meinem Heimatstaat Negeri Sembilan inspiriert ist. Es ist sehr würzig, wofür der Staat bekannt ist.

Uns ist immer wichtig, dass unser Konzept familienfreundlich ist, daher bieten wir auch weniger scharfe Optionen für Kinder an.  

Todd: Die deutschen Kunden, die schon einmal in Malaysia waren, sind sehr dankbar dafür, dass wir dieses Essenserlebnis mit unserem Deli nach Köln bringen. Diejenigen, die noch nie malaysisch gegessen haben, sind von den vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen und Gewürzen überrascht. So konnten wir schon viele Fans für die malaysische Küche gewinnen.

Unsere kritischsten Kunden sind natürlich die Gäste aus Asien und Malaysia. Auch sie sind froh, dass es in Köln jetzt die Möglichkeit gibt, einen Teil ihrer Heimat zu genießen, sie sind sehr dankbar. Es werden immer mehr Kunden und sie kommen wieder (lacht). Einige reisen sogar extra aus dem Umland nach Köln an, nur um in unserem Deli zu essen.

Mehr und mehr entwickeln wir uns zu einem beliebten Anlaufpunkt für Gäste aus aller Welt. Wir haben bereits einige Fans, die uns von Anfang an unterstützen. So wie die Kunden unser Essen lieben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich noch mehr Menschen in die malaysische Küche verlieben.

TM: Wir haben schon viel über die malaysische Küche und ihre typischen Gerichte gesprochen. Chris, wie würdest du ganz allgemein die malaysische Küche in wenigen Worten beschreiben?

Chris: Ich persönlich finde die Antwort auf die Frage sehr einfach. Sie ist die erste und einzige wirkliche Fusionsküche, die es weltweit gibt. Alle anderen Fusionsküchen kamen viel später. Niemand hat versucht, die malaysische Küche zu erfinden, sie ist ganz natürlich entstanden. Es treffen traditionelle malaiische, indonesische, chinesische und indische Einflüsse aufeinander. Auch portugiesische und englische Elemente sind vertreten – eine einzigartige und sehr komplexe Küche! Und am allerwichtigsten: Sie ist ganz besonders lecker!

Was sie einzigartig macht, ist der Reichtum und die Vielfalt an Geschmack. Dabei geht es gar nicht unbedingt um Schärfe, sondern um viele verschiedene Geschmäcker, die sehr intensiv und aromatisch sind. Chili, Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer, Galangal, Kurkuma und Zitronengras sind typische Gewürze, die wir nutzen.

Ich kann mich zum Beispiel gar nicht entscheiden, was mein persönliches malaysisches Lieblingsgericht ist. Satay ist auf jeden Fall ganz weit vorne mit dabei. Und es gibt eine Nachspeise namens CeKodok. Das sind frittierte Bananen. Wenn ich in Malaysia lande, erwartet mich dieses Gericht direkt im Haus meiner Großmutter.

TM: Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Chris: Der nächste Schritt ist erst einmal weitere Mitarbeiter einzustellen, um unsere Öffnungszeiten im Deli zu erweitern. Wir möchten uns gerne vergrößern und einen kleineren Standort in einem zentraleren Stadtteil von Köln eröffnen. Von unserem jetzigen Standort aus können wir wirklich expandieren. Der nächste Schritt wäre dann, in andere Städte in Deutschland zu gehen.

Wir wollen auch immer andere asiatische und malaysische Restaurants inspirieren, wirklich authentisches Essen anzubieten und wir haben das Gefühl, dass wir schon jetzt einen Einfluss auf dem Markt haben.  

Todd: Wir wollen wirklich wachsen und eine Präsenz in Deutschland und vielleicht sogar in Europa und den USA aufbauen. Wir haben große Träume für dieses Projekt.

Chris: Und was uns auch wichtig ist, was ziemlich einzigartig ist, dass wir natürlich auch Botschafter für Malaysia in Deutschland sind. Nicht nur wegen des Essens, sondern auch in Sachen Kultur und allem, was damit zusammenhängt. Ich denke, Malaysia wird total unterschätzt, ich habe nie verstanden, warum. Wenn wir also auch dabei helfen können, Malaysia noch bekannter zu machen, ist es uns eine Riesenfreude und echte Herzensangelegenheit.

TM: Todd, warst du schon einmal in Malaysia?

Todd: Leider noch nicht, aber es steht ganz oben auf meiner Liste. Meine Reisepläne wurden durch die Pandemie durchkreuzt. Aber ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr endlich meine Koffer packen kann. Ich möchte viel Zeit in KL verbringen und auch die Region kennenlernen, aus der Chris und seine Familie stammen. Auch die vielen Dschungelgebiete begeistern mich sehr. Durch unser Unternehmen habe ich schon viele neue Freunde in Malaysia gefunden und ich hoffe sehr, dass ich sie bald besuchen kann.

TM: Chris, wann geht es für dich wieder zurück nach Malaysia? Welche Orte sind deine persönlichen Hotspots?

Chris: Früher bin ich mindestens einmal im Jahr nach Malaysia geflogen, bevor meine Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist. Heute ist es etwas weniger geworden, aber jedes Mal, wenn ich zurückkomme, fühlt es sich wie nach Hause kommen an.

Das Haus meiner Großmutter in Kuala Pilah und die alte Straße, die dorthin führt, sind meine persönlichen Lieblingsorte in Malaysia. Reisenden würde ich Penang ans Herz legen: Vom Essen über die Geschichte bis hin zur Landschaft und den Stränden ist der Staat sehr vielfältig und schön. Georgetown hat zum Beispiel eine Menge zu bieten, kulinarisch als auch kulturell. Dort sollte man unbedingt hinreisen.

Mehr Informationen online: https://www.abangtotos.de/

Instagram: https://www.instagram.com/abang_totos/

Facebook: www.facebook.com/abangtotos

Fotos: Abang Toto’s

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